Die große Qual mit den Haaren
Liebe Hautinteressierte!
Nachdem es zu meinem letzten Beitrag zum Thema Haare und Haarausfall ein riesiges Echo und viele Fragen Ihrerseits gab, möchte ich mich mit diesem Thema nochmals beschäftigen.
Da Haarwachstum und -ausfall direkt mit Hormonen und unserer körperlichen und seelischen Gesundheit zusammenhängen, freue ich mich, Sie mit dem Hormonspezialisten Univ. Prof. DDr. Johannes Huber bekannt zu machen. Er wird Ihnen neben großartigen Informationen auch wertvolle Tipps geben.
Nach allgemeinen Infos zu unseren Haaren gebe ich gemeinsam mit Univ. Prof. DDr. Huber einen Einblick in den häufigen, anlagebedingten hormonellen Haarausfall und die oft damit einhergehende, unerwünschte Körperbehaarung.
Allgemeine Informationen über Haare
Haare sind für Frauen wie Männer ein besonders wichtiges Signal für Attraktivität, Gesundheit und Vitalität. Unsere Haare bestehen zum größten Teil aus Keratin. Dieses enthält Wasser, ölige Fette und das Pigment Melanin, das für die Farbe der Haare verantwortlich ist. Sie wachsen vier bis sechs Jahre aus der Haarwurzel, jeden Monat etwa 1,2 cm, und fallen dann aus. Der natürliche tägliche Haarverlust liegt bei etwa dreißig bis fünfzig Haaren, beim Waschen sogar bis zu hundert.
Das Haar wächst in ständigen Zyklen, in der Wachstumsphase befinden sich fast 85% der Haarfollikel, sie dauert ca. zwei bis sechs Jahre. Dann folgt für je 1- bis 2% der Haare eine ca. 2-monatige Übergangs- bzw. Abbauphase, um schließlich in der Ruhe- bzw. Ausfallsphase zu enden. Von dieser Ruhephase sind ca. 10% der Haare betroffen und sie dauert ca. drei Monate bis wieder neues Haar gebildet wird und der Kreislauf neuerlich beginnt.
Haarausfall und dünne Haare – Warum?
Androgenetischer Haarausfall (Haarausfall durch Androgene und Genetik verursacht) ist die häufigste Form des Haarausfalls und eine normale Erscheinung des Älterwerdens. Etwa 80% aller Männer weltweit sind betroffen und 50% der Frauen, vor allem nach der Menopause. Was sind also überhaupt Androgene und wie wirken sie?
Univ.prof. DDr. Johannes Huber:
„Androgene sind männliche Hormone und die „Gegenspieler“ des weiblichen Hormons Östrogen. Sie wirken unter anderem auf unsere Knochen, Bindegewebe, Haut, Körpergewicht und Psyche. Außerdem stehen sie zusätzlich wie alle Geschlechtshormone mit weiteren Hormonproduzenten wie der Schilddrüse (Schilddrüsenhormone), der Hypophyse (Wachstumshormone) oder auch der Bauchspeicheldrüse (Insulin) in Verbindung.“
Was kann der Arzt tun?
Wir beraten Sie im Hautzentrum Wien in unserer Haarsprechstunde gerne zu allen Problemen von Haarausfall oder schlechter Haarqualität. Eine ausführliche Besprechung informiert uns über Ihre Ernährungsgewohnheiten, Stressfaktoren, Lifestyle, positive Familienanamnese und vieles mehr. Durch spezielle Blutwerte und einem Hormonstatus, können wir innere Ursachen abklären. Auch können wir den Zustand von Kopfhaut und Haaren digital erfassen und fotografieren. Die Therapie reicht von speziellen äußeren Tinkturen und wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen bis hin zu speziellen Medikamenten. Ergibt sich daraus der Verdacht einer hormonellen Mit- oder Hauptursache, arbeiten wir oft mit Hormonspezialisten zusammen.
Univ. Prof. DDr. Johannes Huber:
„Hormone beeinflussen unsere Haut und Haare massiv. So klagen zum Beispiel viele Frauen nach der Schwangerschaft, im Wechsel oder nach Absetzen der Anti-Baby-Pille über schlechte Haut („Hormonakne“) oder Haarausfall. Familiär gehäufter Haarausfall bei Mann wie Frau spricht für eine erbliche Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegen das männliche Hormon Testosteron oder dessen Abkömmling Dihydrotestosteron (DHT). Studien haben gezeigt, dass Testosteron in den schütteren oder kahlen Kopfhautarealen in viel höherer Konzentration vorliegt als in den Arealen mit normalem Haarwachstum. Bei Frauen ist oft zusätzlich das weibliche Hormon Östrogen reduziert. Ein Hormonstatus, das typische Erscheinungsbild des Haarausfalls bei Mann und Frau (Schläfen, Haaransatz und Oberkopf) und ein ergänzendes Blutbild geben Auskunft. Daher setzen viele Therapien darauf, die Wirkung der männlichen Hormone zu vermindern.“
Verschiedene Mischungen zur lokalen Anwendung helfen an den schütteren Kopfhautbereichen. Sie enthalten das weibliche Hormon Östrogen oder ein Antitestosteron (blockiert das männliche Hormon vor Ort). Aber auch von Innen können die richtigen Hormone in der richtigen Dosierung den Haarausfall deutlich verbessern. Natürliche Substanzen können helfen, das Hormongleichgewicht wiederherzustellen und den Haarausfall zu reduzieren.
Neben den Hormonen gibt es lokale wachstumsfördernde Tinkturen (z. B. Regaine®) und die sehr erfolgreiche Therapie mit Blutplasma. Aus dem patienteneigenen Blut werden Plasmazellen gewonnen, die spezielle Wachstumsfaktoren für die Haarwurzeln enthalten. Diese werden mit feinsten Nadeln in die Kopfhaut eingebracht und zeigen in 70% der Fälle bereits nach ein bis drei Behandlungen sichtbare Verbesserungen. Mehr zur Eigenbluttherapie
Was kann ich selbst tun?
Unterstützung durch natürliche Hormonpräparate
Wichtige Vitamine/Spurenelemente/Mineralstoffe
Vermehrte Körperbehaarung – Warum?
Bei der vermehrten Körperbehaarung spielen wie beim androgenetischen Haarausfall (siehe oben) oder der hormonellen Akne ebenfalls Genetik und Hormone die Hauptrolle. Daher treten diese Veränderungen oft auch in Kombination auf. Bei Frauen wird diese übermäßige Körperbehaarung, welche oft mit Haarausfall und Akne einhergeht, auch Hirsutismus (Vermännlichungseffekt) genannt.
Was kann der Arzt tun?
Ein Hormonstatus gibt Auskunft. Die Möglichkeiten innerer Therapie bestehen wie beim Haarausfall bei Mann wie Frau darin, das Testosteron zu regulieren. Lokaltherapien wie Vaniqa (hemmt das Haarwachstum) oder lokale Testosteronblocker wirken allein meist zu wenig. Abhilfe bringt hier ein Speziallaser. Dieser greift das Haar durch seine spezielle Wellenlänge direkt an der Wurzel an und reduziert das Wachstum nachhaltig. Im Gegensatz zur reinen Hitzewirkung der IPL-Lampe für Enthaarung, die im Kosmetikstudio angeboten wird, ist die Laserbehandlung risikoarm, schmerzarm und effizient. Durchschnittlich reduzieren vier bis sechs Behandlungen das Wachstum um ca. 80%. Mehr zum Epilisationslaser
Was kann ich selbst tun?
Vermeiden Sie es, die vermehrte Körperbehaarung zu rasieren. Besser ist eine Haarentfernung mit Epilieren oder Wachsen, denn durch diese „Minitraumen“ wird die Haarwurzel langfristig irritiert und so die Haare oft zu mindestens feiner. Weitere Tipps können Sie auch den obigen Tabellen entnehmen.